Eine klare Angelegenheit war das Endspiel um
den Bezirkspokal 2007. Gastgeber VfL Pfullingen, dessen Heimrecht schon
Monate zuvor durch Pokalspielleiter Rolf Kirsch festgelegt worden war,
dominierte den Bezirksliga-Klassenkameraden SG Reutlingen besonders im
ersten Durchgang. Man konnte den Eindruck gewinnen, die SG
hätte die 1:5-Klatsche aus dem Punktspielbetrieb vor wenigen Wochen
noch im Hinterkopf. Denn die Elf von Trainer Markus Simon wirkte zu
verhalten und zu passiv, um den spielstarken VfL Pfullingen
entscheidend zu stören. Die Echazstädter übernahmen von Beginn an die
Initiative, spielten mal schnell, mal schön über die Außen. "Das war
von meinem Team besonders in den ersten 30 Minuten eine tolle Leistung.
Ich bin stolz auf meine Mannschaft", fand auch VfL-Trainer Stephan
Kolender Gefallen an der Darbietung seiner Elf.
Enttäuschend und in der Offensive ohne
Durchschlagskraft hingegen die Orschel-Hagener - sie haben in dieser
Saison schon wesentlich stärkere Spiele gezeigt. Die Pfullinger kamen
über die gesamten 90 Minuten nicht in Bedrängnis, ihr Titelgewinn war
nach einer halben Stunde abzusehen. In der 21. Minute brachte
VfL-Verteidiger Stefan Roll seine Farben in Führung, als er eine
präzise Flanke von Spielmacher Sven Bahnmüller freistehend zum 1:0
einköpfte. Traumtor durch Bogenlampe Pfullingen
blieb am Drücker, schnürte die Gäste phasenweise in der eigenen Hälfte
ein und legte zehn Minuten später nach. Ein anderer Pfullinger
Defensiv-Spieler, Christopher Leuze, fasste sich aus 18 Metern ein Herz
und traf mit einer Bogenlampe über den verdutzten SG-Schlussmann Holger
Schrinner hinweg zum 2:0 (31.). Und wiederum nur fünf Minuten später
folgte bereits der Knock-out für die Reutlinger. VfL-Mittelfeldspieler
Mario Heimberger, seit Wochen in bestechender Form und bei
Standardsituationen immens torgefährlich, verwandelte einen direkten
Freistoß mit einem tollen Schlenzer aus knapp 20 Metern zum
3:0-Halbzeitstand. "Wir haben es in Halbzeit zwei dann ruhiger angehen
lassen, auch mit Blick auf die restlichen Spiele dieser Saison. Wir
hatten nicht das Gefühl, dass etwas anbrennen könnte", fasste Leuthe
zusammen. Pfullingen schaltete einen Gang zurück, die
Gäste berappelten sich etwas, fanden im Mittelfeld ins Spiel, ließen
aber auch in Durchgang zwei Torgefahr und Durchschlagskraft vermissen.
Nach einer Stunde tauchte die SG immer öfter vor dem Tor von Markus
Hirlinger auf. Und vielleicht wäre es nochmals spannend geworden, hätte
der ansonsten gute Schiedsrichter binnen zehn Minuten der SG nicht zwei
Tore aberkannt (61., 69.). Die Gründe hierfür waren den meisten der 350
Zuschauer nicht ersichtlich. Pfullingen entschlossen Aber
so oder so waren die Pfullinger die entschlossenere, bessere und
spritzigere Mannschaft. "Ich kann meinem Team keinen Vorwurf machen.
Man sieht, dass wir eine junge Truppe sind, die heute zudem auf einige
Spieler verzichten musste. Positiv stimmt mich, dass wir uns in der
zweiten Halbzeit nicht abschlachten ließen, da haben wir Moral
bewiesen", hielt sich die Enttäuschung bei SG-Trainer Markus Simon in
Grenzen. Dass seine Equipe zumeist einen Schritt zu spät kam, blieb
auch dem Gäste-Coach nicht verborgen. "Wir merken die englischen Wochen
und das harte Programm der letzten Tage. Da fehlt einfach die Kraft,
das ist verständlich." Trainer-Kollege Kolenders Charakterisierung der
zweiten Halbzeit als "Sommerfußball" beschreibt die Szenerie treffend.
Die SG konnte kaum, der VfL wollte nicht mehr so recht. Eine Minute vor
Schluss setzte sich der eingewechselte Frank König energisch durch und
bediente VfL-Torjäger Erkut Alici, der aus sechs Metern zum
4:0-Endstand einschob. Unter lautem Jubel nahm VfL-Kapitän
Markus Leuthe erstmals in der 100-jährigen Vereinsgeschichte des VfL
Pfullingen den Siegerwimpel aus der Hand von Rolf Kirsch entgegen. Ob
es sich angesichts der Feier nicht hervorragend traf, dass tags darauf
wegen Christi Himmelfahrt für alle frei war? "Ja super, zuerst wird die
Kabine auf den Kopf gestellt", jubelte Sven Bahnmüller. "Und dann wird
das Jahnhaus abgerissen", schob Kapitän Leuthe Drohung Nummer zwei
hinterher. Ob die Pfullinger Ernst gemacht haben? So spielten sie: VfL
Pfullingen: Hirlinger - Stefan Roll, Christopher Leuze, Dunkelberger,
Zivojin, Heimberger (78. König), Weiland (70. Barcys), Leuthe, Alici,
Bahnmüller (88. Oliver Leuze), Kopp (55. Krasser) SG
Reutlingen: Schrinner - Block, Sven Ingo Sorg, Vo Van (71. Heger),
Stähle, Nowack (78. Sabir), Kaiserauer, Eckmann, Heidt, Kvesic, Sven
Sorg Tore: 1:0 Stefan Roll (21.), 2:0 Christopher Leuze (31.), 3:0 Heimberger (36.), 4:0 Alici (89.) Zuschauer: 350 Schiedsrichter: Daniel Leyhr (Münsingen)
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